Was bisher geschah

Was bisher geschah

Hier erfahren Sie, was seit Ende 2022 alles in der Stadiondebatte abgelaufen ist.

Hier lesen Sie auch, was die Nordwest-Zeitung (NWZ) als VfB-Medienpartner lieber verschwiegen hat!

Ein Denkmal für den Oberbürgermeister?


Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) will sich wohl ein Denkmal setzen. Als bekennender Fußball-Fan will Herr Krogmann ein neues Stadion nur für den Profi(t)-Fußball. Und zwar ausschließlich finanziert von unserem Steuergeld! Dabei hat er sich schon festgelegt und macht Druck: „Sein" neues Stadion soll unbedingt an die Maastrichter Straße. Die beiden öffentlichen Infoveranstaltungen der Stadt Ende Januar 2023 zum geplanten Prestigeprojekt waren eher rührselige Inszenierungen, die statt auf harte Fakten, vor allem auf Emotionen setzten. Ein grüner Ratsherr fand dafür eine treffende Beschreibung: Einfach nur Werbeveranstaltungen. Genau im gleichen Stil lief am 10. April 2024 wieder eine sogenannte Info-Veranstaltung. Wir hatten uns deshalb entschieden, als Bürgerinitiative auf eine Teilnahme zu verzichten. Wir wollten keine Staffage abgeben für eine Alibi-Show von Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD).


Dass es tatsächlich eine reine „Fans-unter-sich"-Inszenierung war, zeigt exemplarisch der verbale Ausfall des Oberbürgermeisters gegenüber einem besorgten Bürger, der es gewagt hatte, auf den maroden Zustand anderer Sportanlagen hinzuweisen. Unter dem Gejohle der VfB-Anhänger kanzelte Krogmann den Fragesteller unwirsch ab und vermischte in seiner aufgebrachten Antwort - wider besseren Wissen - zum wiederholten Mal Aufgaben, die wahrhaftig zur kommunalen Daseinsvorsorge gehören, mit einem „Nice-to-have", wie dem Stadion für den Profi(t)-Fußball.


Weniger Herz - mehr Verstand


Weder Daten, noch Fakten - nur schlichte Emotionen. Die VfB-Sponsoren finanzierten im Frühjahr 2024 eine schwer emotionale Werbekampagne, damit wir alle doch bitte, bitte ihr feines Drittliga-Stadion für den Unterhaltungsfußball bezahlen. Ausschließlich von unseren Steuern, zum wirtschaftlichen Vorteil der VfB-Fußball GmbH. Wir sagen:  Weniger aus dem Bauch - mehr mit dem Kopf!


Schließlich sind auch VfB-Damen mit einem „herzigen" Clip bei Facebook online gegangen, in dem sie den mutmaßlich vorgegebenen Text (nach-)sprechen, es sei doch „einfach schön, wenn man fremde Menschen in den Arm nimmt ... und das ist einfach toll, weil es einfach so familiär ist". Zu den vorgeblich so „unvergesslichen Momenten" passt die aktuelle  Entwicklung der Gewalt im  Amateurfußball wie die berühmte Faust auf's Auge: Die Zahl aggressiver Delikte steigt.


Tendenzjournalismus in der NWZ


Die Nordwest-Zeitung (NWZ) liefert Anfang Februar 2024 als VfB-Medienpartner ein Paradebeispiel für berüchtigten Tendenzjournalismus: In einem Artikel auf der Titelseite der „NWZ - Oldenburger Nachrichten“ am Montag, den 5. 2., der schon am Sonntagmittag wortgleich auf NWZ-Online veröffentlicht worden ist, wird behauptet, eine am Tag zuvor gestartete Online-Petition gegen den Stadionbau sei bereits wieder gestoppt. Das ist definitiv falsch!


Was ist tatsächlich passiert? Wegen des von der NWZ selbst angefachten, widerlichen Shitstorms von pöbelnden VfB-Anhängern gegen den Initiator der Petition, hatte der sich aus Sorge um seine Sicherheit zurückgezogen. Kurze Zeit später wurde eine neue Online-Petition gegen den Stadionbau geöffnet – unter einem anderen Namen.


Wer die Petition von Dieter Meyer-Möllhoff unterschreiben möchte, findet sie  HIER.


Dass die Petition genauso weiterläuft, war schon seit dem frühen Sonntagnachmittag bekannt; also lange vor Redaktionsschluss und Druckbeginn. Der Autor des NWZ-Artikels hat es also wohl längst gewusst, bzw. er hätte es wissen, seinen Text vor dem Druck ändern können und müssen. Zumal offensichtlich gute Kontakte zum Forum von Stadionbefürwortern bestehen, die aufs Widerwärtigste mit Hass-Chats, mit wüsten Drohungen bis hin zur Aufforderung zum Selbstmord - nicht nur - über den ursprünglichen Initiator der Online-Petition hergefallen seien sollen. Hat Lokalredakteur Thomas Husmann aber nicht getan. Auch sein ursprünglicher 
Online-Text war selbst am Tag der Veröffentlichung in der gedruckten Ausgabe noch nicht entsprechend ergänzt oder geändert. Erst am Nachmittag wurde eine halbherzige Kurzmeldung zur weitergeführten Petition veröffentlicht. Die NWZ als  Medienpartner - da weiß man, was man hat.


Antäuschen und tricksen

 

Wissen Sie eigentlich, wieviele VfB-Mitglieder im Stadtrat sitzen? Oder dass ehemalige Mitarbeiter der Nordwest-Zeitung (NWZ) in das Mangement-Team des VfB gewechselt sind? Was es bedeutet, dass die NWZ der offizielle „Medienpartner" des VfB ist? Oder was es heißt, dass unter anderem die Öffentliche Versicherung Oldenburg und die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (GSG) als sogenannte „Hauptsponsoren" des VfB auftreten? Welche Rolle die Hoppmann Bau GmbH dabei spielt? Wissen Sie, welche direkten personellen Verflechtungen es zwischen den Sponsor-Unternehmen des VfB und dem Verein gibt? Oder der Stadtverwaltung und dem VfB? Und dass sogar das schwer defizitäre Olantis-Bad auf der Sponsorenliste der  VfB-Partner geführt wird? Unbeantwortet ist auch die Frage, wieviele Personalstunden die Stadt Oldenburg schon in die Umsetzung des Lieblingsprojektes des Oberbürgermeisters gesteckt hat. Und sogar die Kirche ist mit von der Partie.


Wir bringen jetzt „Flutlicht" ins Dunkel: Wir recherchieren gerade intensiv für eine umfangreiche Transparenz-Studie, mit der wir das Netzwerk um die Stadionbefürworter aufdecken. Werfen Sie mit uns einen Blick hinter die Kulissen. Alles dazu finden Sie demnächst hier auf unserer Webpräsenz.


Übles Foulspiel mit falschen Argumenten


Entgegen aller Warnungen und wider jede Vernunft hat Ende Februar 2023 der Rat mit Mehrheit den Grundsatzbeschluss für die „Krogmann-Arena" gefasst. Eigentlich wollte der Rat dann spätestens im Oktober 2023 endgültig entscheiden. Dann war klar, dass überhaupt noch keine belastbaren Fakten vorliegen werden, da bis Mitte August 2023 noch nicht einmal alle erforderlichen Gutachten überhaupt in Auftrag gegeben waren.


Erst am 6. März hat die Verwaltung die Ratsmitglieder auf einer NICHTÖFFENTLICHEN Sitzung über die vorliegenden Gutachten und Studien unterrichtet und einen Tag später die Medien. Transparenz? Fehlanzeige!


Die Positionen der im Oldenburger Stadtrat vertretenen Parteien zum Bau eines Stadions für den Profi(t)-Fußball zu 100 Prozent aus Steuergeld finden Sie in unserem BLOG.


Multifunktionsarena? Mal ja, mal nein


Wie absurd die rein emotionale Argumentationslinie der Stadionbefürworter ist, zeigte sich beispielhaft an der Frage, ob es nun eine Multifunktionsarena werden soll oder ein reines Fußballstadion. Zunächst war also stets von einer Multifunktionsarena die Rede, um vorzugaukeln, alle sollten vom neuen Stadion profitieren, nicht nur der VfB. Als klar wurde, das wird dann noch sehr viel teurer, hieß es nur noch: Es wird jetzt ein reines Fußballstadion.


Erst als es Oberbürgermeister Krogmann (SPD) schließlich dämmerte, dass kaum zu argumentieren sei, welche finanzielle Kraftanstrengung damit ausschließlich für den Unterhaltungsfußball nötig wäre, wurde auf Krampf versucht, weitere Nutzungen zu (er-)finden und für viel Geld ein Sportberatungsunternehmen aus Hamburg damit beauftragt. Das präsentierte dann Ende November 2023 eine ziemlich fragwürdige  Ideensammlung mit vielen bunten Bildern. Unter anderem ist da von Outdoor-Gottesdiensten und glamourösen Sportfesten die Rede, sowie von 100 Business-Events pro Jahr. Die dadurch angeblich zu generierenden Einnahmen sind einfach nur  Spekulation. Wir halten die aufgezählten zusätzlichen  Nutzungsmöglichkeiten deshalb auch für reine Fantasie. Das zeigen schon die tollen Fotos mit zehntausenden Besuchern auf den Rängen - in Oldenburg geht es gerade mal um 10.000 Plätze und damit um weniger als die aktuelle Kapazität des Marschwegstadions. Eine kritische Analyse des Konzepts finden Sie in unserem  Blog.


Oops: Auf der  Webpräsenz der Stadt Oldenburg sind jetzt all die tollen Fotos aus der Präsentation von Drees & Sommer / CSIGHT ganz plötzlich verschwunden... Was mag denn da der Grund sein?


Besonders peinlich: Kurz vor der Veröffentlichung des Konzeptes verkündeten die Oldenburger Knights per Nordwest-Zeitung (NWZ), sie wollten künftig auch immer im neuen Fußballstadion spielen. Das war wohl ein großes Missverständnis, denn das Konzept sieht nur ein einziges Spiel der American Footballer pro Jahr im geplanten Stadion vor. Für das dann sage und schreibe 6.000 Euro Miete fällig werden sollen. Die Knights, die zurzeit im Marschwegstadion spielen - für einen Bruchteil der angekündigten Mietkosten, waren seinerzeit übrigens nur deshalb für den Neubau, weil nach dem Umzug der Fußballer an die Maastrichter Straße keine Terminabsprachen mit dem VfB mehr nötig wären. Und wie soll es dann in der neuen „Krogmann-Arena" klappen? Ganz abgesehen davon, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ohnehin regelmäßig fast alle anderen sportlichen Aktivitäten auf dem Dritt-Liga-Rasen verbietet.


Wissenschaftler: Neubau nicht zu empfehlen


Ein renommierter Wissenschaftler hat die Argumentation der Stadionbefürworter eingehend analysiert und entlarvt sie als unhaltbar. Prof. Dr. Jürgen Schwark zweifelt unter anderem an der Tragfähigkeit der von der Stadtverwaltung beim Planungsbüro Albert Speer und Partner (AS+P) beauftragten Machbarkeitsstudie zum Stadionneubau. Auch seien die Einflüsse auf die Imagebildung der Stadt und die integrative Wirkung von Profi(-Fußball eher zweifelhaft. Er empfiehlt deshalb: Kein Neubau für den Profi-Fußball! Seine ausführliche Stellungnahme finden Sie HIER.


Auch einer der führenden Sportsoziologen Deutschlands, Prof. Bero Rigauer, hat sich zur gutachterlichen Äußerung von Prof. Jürgen Schwark zu Wort gemeldet. Er stellt unter anderem fest: „Alle seine Analyseschritte und deren Befunde zeigen, dass das geplante Projekt eines professionellen Fußballbetriebs in Oldenburg in ein soziales, politisches und ökonomisches Umfeld integriert ist, dessen Potenzial nicht ausreicht, um ein derartiges Vorhaben zu unterstützen und zu realisieren." Das Ergebnis des Gutachtens sei eindeutig: Der Neubau eines Fußballstadions in Oldenburg ist nicht zu empfehlen.


BdSt: Zahlen geschönt

 

Sogar der Bund der Steuerzahler (BdSt) warnte den Stadtrat im Vorfeld eindringlich vor dem Grundsatzbeschluss im Februar 2023. Die von der Stadtverwaltung vorgelegten Berechnungen seien „unvollständig, in Teilen geschönt und damit nicht geeignet, einen so weitreichenden Beschluss zu fassen", heißt es in dem Schreiben des BdSt an die Ratsmitglieder wörtlich. Der BdSt verweist darin unter anderem auch darauf, dass damit zu rechnen sei, dass andere dringliche Investitionen zurückgestellt, Steuern und Abgaben erhöht und die Verschuldung der Stadt ausgeweitet werden müssten, wenn das Stadion gebaut wird. Es könne nicht Aufgabe der Steuerzahler sein, die finanziellen Konsequenzen der Vorgaben zu tragen, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für einen Stadion-Standard beschlossen hat.


Es könne auch nicht Aufgabe einer Stadt sein, einem Fußballverein, der in der Profiliga spielt, ein Stadion vorzuhalten. Ohnehin liessen sich die Kommunen vom Profi-Fußball gängeln. Merkwürdig sei, dass die Auflagen des Profi-Fußballs dazu führen können, die Kommunalpolitik zu Mammut-Investitionen zu veranlassen, heißt es vom BdSt zur aktuellen  Debatte: „Kommunen lassen sich von  einer privaten Organisation vorschreiben, wie viele Duschen gebaut werden, wie die Rasenheizung auszusehen hat und wie die VIP-Lounge ausgestaltet wird."


32-Millionen Defizit - „Mut zu unpopulären Entscheidungen"


Dass es bereits richtig kritisch steht um die Finanzen in Oldenburg, wurde in den Haushaltsverhandlungen für das Jahr 2024 deutlich. Im städtischen Etat klaffte eine Lücke von fast 32 Millionen Euro! „Wir sind spätestens jetzt gefordert, das Portfolio an Aufgaben und Dienstleistungen kritischer denn je zu analysieren“, wird die Finanzdezernentin, Frau Dr. Julia Figura, dazu im  Bürgerbrief der Stadt zitiert. Man müsse verstärkt Prioritäten setzen und den Mut zu haben, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Sollte sich die Finanzsituation nicht grundlegend positiver entwickeln, werde sich die Stadt Oldenburg „perspektivisch in die Haushaltskonsolidierung begeben und wesentliche Entscheidungen in die Hände der Kommunalaufsicht legen müssen“, warnt die Dezernentin. Aber dann fehlte offenbar doch der Mut.


Und der Oberbürgermeister sprach theatralisch von „stürmischer See", in der es gelte, „das Schiff auf Kurs zu halten". Er wolle „auch weiterhin Impulse setzen und die Stadtentwicklung gestalten“. Schwerpunkt der Zukunftsinvestitionen sei der Bildungsbereich und als wichtige Großprojekte nennt Jürgen Krogmann (SPD) ausdrücklich „den Bau des Sport- und Gesundheitsbades am Flötenteich und den Neubau des Stadtmuseums". Kein Stadion für den Unterhaltungsfußball? Doch, denn noch nie hat sich der Oberbürgermeister überhaupt jemals so engagiert eingesetzt für ein Projekt, wie das Stadion zu 100 Prozent von Steuergeld.


Dass später plötzlich noch Millionen aufgetaucht sind, mit denen niemand gerechnet hat, ändert nichts an der grundsätzlich prekären Finanzsituation der Stadt. Das Geld stammt aus einer Gewerbesteuernachzahlung und war deshalb ein einmaliges Ereignis.


Kommunen finanziell am Limit


Dass die finanziellen Spielräume der Kommunen dramatisch enger werden, weiß auch Oberbürgermeister Krogmann (SPD) nur zu genau. Während er in Oldenburg versucht, die Pläne für den Stadionneubau durchzuboxen, beklagt er gleichzeitig in seiner Funktion als Vizepräsident des Niedersächsischen Städtetages einen Sanierungsstau in allen Bereichen. Er forderte deshalb eindringlich nachhaltige Unterstützung von Bund und Land „zum Abbau des immensen Investitionsstaus von mehreren Milliarden". Dringend notwendige Investitionen in Bildung, in den ÖPNV, sowie in ihre Basisinfrastruktur – wie Verkehr, Krankenhäuser, hausärztliche Versorgung – könnten die Kommunen nicht alleine schultern, formulierte Krogmann im August 2022 in einer  Forderung an die Niedersächsische Landesregierung. Ende September 2023 legte er dann nochmal nach und forderte „mehr finanzielles Fair Play" ein. Die Haushalte der Städte würden in ein finanzielles Defizit laufen, sagte er der  NWZ. In fünf Jahren werde der Schuldenberg mehrere Hundert Millionen Euro betragen.


Auch der  Deutsche Städtetag sorgt sich massiv um die finanzielle Situation der Kommunen: Infolge notwendiger Einsparungen könnten sie bei weitem nicht so viel in Klimaschutz und -anpassung, sowie in die Energie- und Verkehrswende investieren, wie es nötig wäre. Insbesondere die Situation der kommunalen Krankenhäuser sei „desaströs", ergänzte Jürgen Krogmann in einem Interview m NDR. Zur Erinnerung: Die Stadt Oldenburg hat für das Städtische Klinikum eine Bürgschaft über rund 155 Millionen Euro übernommen. Nicht nur wir fragen uns, wie passt das zum Oldenburger Prestigeprojekt „Profi-Fußballstadion"?


Schulden von heute sind Steuern von morgen


Wie knapp das Geld inzwischen geworden ist, ist nicht zu übersehen: Pünktlich zum Ende der Sommerferien 2023 kündigte die Stadt Oldenburg an, die Grundsteuer erhöhen zu wollen. Sie ist schon jetzt deutlich höher als in den Nachbargemeinden. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) wollte den Oldenburgerinnen und Oldenburgern künftig jährlich 3,5 Mio. Euro mehr abnehmen. Die Steuer trifft uns alle - Eigentümer und Mieter - gleichermaßen. Dann drohten auch massive Kürzungen bei vielen Projekten, Vereinen und Instututionen, etwa bei der präventiven Schulbegleitung, wo die Stadt gleich eine Million Euro einsparen wollte. Ein Teil der vorgesehenen Kürzungen wurde erst auf massiven Protest hin schließlich im Rat gekippt.


Das geplante Fußballstadion für den VfB Oldenburg wird laut sogenannter Machbarkeitsstudie die Stadt jedes Jahr mindestens 2,5 Millionen Euro für Betrieb und Unterhalt kosten. Weil in der Rechnung aber einige Posten fehlen und absehbare Kostensteigerungen überhaupt nicht berücksichtigt sind, werden es wohl locker 3,5 bis vier Millionen Euro im Jahr. Damit bewahrheitet sich also die Vermutung des Bundes der Steuerzahler (BdSt) schon ein gutes halbes Jahr später - noch bevor überhaupt ein einziger Spatenstich getan worden ist: Der Verband hatte in seinem  Brandbrief von Februar 2023 an die Mitglieder des Stadtrates unter anderem vorausgesagt, dass Steuern und Abgaben erhöht werden müssten, sollte das Stadion gebaut werden.


Grundsatzbeschluss entgegen alle Warnungen


Am 27. Februar 2023 beschloss der Stadtrat trotzdem, die Planungen für den Stadionneubau weiterzuführen. Lediglich eine SPD-Ratsfrau, Bündnis 90/Die Grünen und die Piraten stimmten dagegen. (Der AfD-Vertreter hat aus Versehen mit „nein" gestimmt.) Die  Oldenburger Grünen hatten sich bereits vorher gegen einen Neubau ausgesprochen, wenn die Kosten für Bau und Betrieb überwiegend von der Stadt getragen werden sollen. Sogar als der Abstieg des VfB aus der 3. Liga schon besiegelt war, wurden - einen Tag nach der entscheidenden Niederlage des Vereins - mit der Ratsmehrmeit von SPD, CDU und FDP/Volt zusätzliche Finanzmittel von mehr als 600.000 Euro für die Planungsphase bereitgestellt und noch einmal  180.000 Euro für die Bauleitplanung. Damit wurde ein Hamburger Planungsbüro beauftragt, das laut Stadtverwaltung unter anderem bei der Erweiterung des Trainings- und Nachwuchsleistungszentrums des FC St. Pauli beteiligt ist - wogegen es allerdings inzwischen auch massiven  Widerstand gibt.


Noch kurz vor der Abstimmung hatten auch die EWE Baskets in einem Brief an den Oberbürgermeister und die Ratsfraktionen die Pläne für den Neubau direkt neben ihrer Spielstätte massiv kritisiert. Mit ähnlichen Argumenten wie wir. Auch die Stadtgruppe Oldenburg des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat sich in einem Schreiben an die Mitglieder des Rates gegen den Neubau und für eine Sanierung des Marschwegstadions ausgesprochen.


Profistadion-Neubau trotz Abstieg in die Regionalliga


„Profifußball in der Provinz - Ein Stadion als Abstiegsgeschenk" titelte die  Tageszeitung taz. Denn obwohl der VfB wieder in die Regionalliga abgestiegen ist und dort mittlerweile im unteren Mittelfeld kickt, halten die Befürworter unverbrüchlich an den Neubauplänen fest - natürlich nach DFB-Standards für den Profi-Fußball. Nur Minuten nach der entscheidenden Niederlage des VfB am 21. Mai 2023 gegen den FSV Zwickau war in der  NWZ schon ausgemacht, wer der eigentliche Schuldige ist: Nicht die offensichtlich schwache sportliche Leistung der Profikicker, die nicht ansatzweise ausgereicht hat, länger als eine Saison unter ferner liefen in der 3. Liga zu spielen - schuld ist vor allem das Marschwegstadion! Und Oberbürgermeister Krogmann (SPD) wird im NDR zitiert, das neue Stadion werde gebaut, unabhängig von „Tabellenplatz und Liga". Wer wisse schon, in welcher Liga der VfB 2026 spielt, wenn das Stadion fertig sein soll.


Nun soll also der „Fußball-Tempel" her,  nicht mehr  weil  Oldenburg in der 3. Liga spielt, sondern damit  Oldenburg irgendwann mal wieder in der 3. Liga spielt. Das vergangene Mal dauerte es ein Vierteljahrhundert bis zum Wiederaufstieg und allein durch ein neues Stadion wird die Qualität eines Fußballspiels auch nicht besser. Das räumte sogar Ex-VfB-Trainer Benjamin Duda kurz vor seinem Abgang ein: Das Fußballmagazin „Kicker" zitiert ihn in einem  Interview, ein Neubau allein sei nicht Alles: „In    Chemnitz steht auch ein tolles Stadion. Die sind seit vier Jahren in der 4. Liga." Und die Kickers Offenbach hätten ebenso ein überragendes Stadion und wären seit elf Jahren in der Regionalliga. Stimmt!


Stadionplanungsgesellschaft gegründet


Inzwischen tagte die städtische Stadionplanungsgesellschaft mbH, die zunächst zur Stadionrealisierungsgesellschaft umgewandelt werden soll und dann zur Stadionbetriebsgesellschaft. Natürlich wird hinter fest verschlossenen Türen über das Prestigeprojekt beraten. Zwar ist eine regelmäßige Berichterstattung im Finanzausschuss geplant, aber schon die erste Sitzung hat gezeigt, dass es mit der viel beschworenen Transparenz nicht weit her ist: Alle wichtigen Dinge werden im nicht-öffentlichen Teil besprochen. Den Mitgliedern der Stadionplanungsgesellschaft lag etwa schon Mitte November 2023 das beauftragte Nutzungskonzept vor, das aber erst nach langem Zögern und ständigen Nachfragen dann kurz vor Weihnachten still und leise veröffentlich wurde. Vorher war nur eine Kurzversion einsehbar, die Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) bereits zwei Tage vor seiner eigentlich geplanten Erstvorstellung im Finanzausschuss der lokalen Presse präsentierte; nachdem wir das zweifelhafte Papier schon in der Vorwoche veröffentlicht hatten. Transparenz? Fehlanzeige - eher Zugzwang!


Öffentlichkeit bleibt außen vor


Mangelnde Transparenz attestiert auch Prof. Jürgen Schwark der Oldenburger Stadtverwaltung: Der Grad an gelebter Demokratie erweise sich insbesondere dadurch, dass Partizipation nicht lediglich das Anhören und notfalls das Wegmoderieren von Kritik bedeutet, schreibt er in seiner  Stellungnahme zum Stadionneubau. Zum selben Ergebnis kommt auch eine sehr umfangreiche  Fallstudie der Universität Hohenheim, die der Stadtverwaltung und den Befürwortern eines Neubaus ebenfalls massive Defizite in der Kommunikation attestiert.



Wir geben allen eine Stimme, die gegen den Bau eines neuen Stadions für den Profi(t)-Fußball sind.

Machen Sie mit. Mischen Sie sich ein. Jetzt erst recht!




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