Wir fordern vom Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg die Geheimhaltungspolitik zu beenden!

Klaas Brümann • 7. Juni 2025

Die Weser-Ems-Hallen versprechen im Jahr 2040 Millionen einzuspielen, 
wie das geschehen soll, ist geheim.

Geschäftsführer Dieter Meier spricht von jährlich 300 Veranstaltungen in den Weser-Ems-Hallen (WEH), die der Stadt (und Region) angeblich regionalökonomische Effekte von jährlich 25 Millionen Euro - also zusätzlichen Umsätze etwa in Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel - erbringen sollen. 

Ein wesentlicher Teil dieser 300 Veranstaltungen (Sport, Konzerte, Comedy) findet in den EWE-Arenen statt, die von der 78,68 Millionen. Euro teuren Investition nur tangential betroffen sind. In den vergangenen beiden Finanzjahren 2023 und 2024 lag der von der Stadt Oldenburg auszugleichende Verlust bei jeweils etwas mehr als vier Millionen Euro. Mit der grossen Variante des Neubaus der Kongresshalle wird in 2035 ein Zuschussbedarf durch die Stadt von 8,5 Millionen Euro prognostiziert und für 2040 dann ein Überschuss von sieben Millionen Euro. 

Die Weser-Ems-Hallen haben einen hohen Zuschussbedarf

Zu den Plänen für die Variante mit einem grossen und zwei mittelgrossen Festsälen gibt es noch eine kleinere Alternative, die 13 Millionen Euro günstiger wäre. Deren Zuschussbedarf wurde im Finanzausschuss am 4. 6. 2025 aber nicht erläutert. In dem Beschlussvorschlag zum Neubau  wird darauf verwiesen, dass „um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten in regionalökonomischer Perspektive beurteilen zu können, … der WEH-Wirtschaftsplanung für die nächsten Jahre eine externe Studie zur Machbarkeit & Regionalökonomie zu Grunde gelegt [wurde].“

Prof. Dr. Jürgen Schwark bewertet solche Studien grundsätzlich kritisch: „Die Gutachten bzw. Machbarkeitsstudien aus dem Kontext der Berater und Planungsbranche (i.w.S.) haben nicht nur eine unterschiedliche wissenschaftliche Qualität, sie stehen auch unter dem Verdacht, zahlreiche Bewertungen zugunsten eines vom Auftraggeber vorab erwarteten Ergebnisses zu steuern.“ (Schwark, März 2023, S.6). 

Aus der Studie für die WEH soll sich ergeben, dass die 13 Millionen Euro teurere Variante wettbewerbsfähiger und für die Stadt ökonomischer sein soll. Sie ist auch Grundlage für den prognostizierten Überschuss im Jahr 2040. Diese Einnahmen wären für die Stadt Oldenburg dann noch wichtiger als heute, weil bis 2040 viel mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, als eintreten, und weil die dann ältere Bevölkerung und wärmere Klima der Stadt teure Anpassungen der Infrastruktur abverlangen. Ausserdem soll die dauerdefizitär geplante Stadiongesellschaft mit den Weser-Ems-Hallen fusioniert werden. Die können die Verluste aus dem Fußballstadion natürlich nur dann selbst ausgleichen, wenn die Veranstaltungshallen den prognostizierten Gewinn erwirtschaften. Allerdings:  Die Weser-Ems-Hallen werden den prognostizierten Gewinn mit Sicherheit nicht erzielen.

Als Entscheidungsgrundlage müssen alle zukünfitgen Projektansprüche an die Stadtkasse säuberlich nebeneinander und damit direkt vergleichbar aufgelistet werden. Allein diese 'Nebeneinanderbetrachtung' schafft einen automatischen Vergleich, der bisher so im Einzelnen 'von Angesicht zu Angesicht' noch gar nicht tatsächlich vorgenommen wurde.


Vollkommen unverständlich ist, dass die Weser-Ems-Hallen die zugrundegelegte Studie zur Machbarkeit und Regionalökonomie geheim halten! Der Co-Vorsitzende der CDU-Fraktion erklärte im Finanzausschuss auf eine entsprechende Einwohnerfrage, dass er die Studie nicht kennt. Das nährt Zweifel an den verwendeten Annahmen und Multiplikatoren, die meist überoptimistisch sind. Bei allen Auftraggebern solcher Studien ist bekannt, dass sie investieren wollen. Schon leicht übertriebene Grundzahlen und Multiplikatoren führen über 15 Jahre hinweg schnell zu achtstelligen Abweichungen bei den jährlichen Verlusten, die die Stadt Oldenburg dann an anderer Stelle einsparen muss. 

Die Initiative KEIN StadionBau hat keine Position für oder gegen einen Neubau der Weser-Ems-Hallen, solange es die Finanzen der Stadt erlauben und mit CO₂-reduzierten Materialien gebaut wird. Zum Beispiel muss  Recyclingbeton zumindest dort spezifiziert werden, wo es keine Mehrkosten verursacht oder diese vertretbar erscheinen. 

Wir halten es jedoch für völlig inakzeptabel, dass von Ratsmitgliedern verlangt wird, einem umfangreichen Zahlenwerk zuzustimmen, für das sie die Grundannahmen nicht kennen. Mit der Geheimhaltungspolitik in Oldenburg muss Schluss sein. Wir appellieren an die Mitglieder des Rates, die Baupläne abzulehnen, bis die der WEH-Wirtschaftsplanung zugrundeliegende externe Studie zur Machbarkeit und Regionalökonomie veröffentlicht ist.

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