Wie mit Professoren-Titel und unwissenschaftlichen Studien Lokalpolitik beeinflusst wird
Die perfiden Methoden der Fußballindustrie, um uns Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern ins Portemonnaie zu langen
Was bringt der Fußball eigentlich einer Kommune? Wenn die Firma „SLC Management“ mit einer entsprechenden Studie beauftragt wird, dann werden immer „Wahnsinns-Summen“ an regionalökonomischen Effekte aufgetischt. Und im nächsten Schritt die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zur Kasse gebeten.
Der gewerbliche Fußball beauftragt die Studien laut Webseite der SLC Management zur:
- Rechtfertigung der Stadt gegenüber eigener Gremien & der Bevölkerung für das wirtschaftliche und emotionale Engagement
- Schaffung einer besseren Verhandlungsposition zur Erlangung partnerschaftlicher Konditionen
- Schaffung einer neuen Faktenlage im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit
„Im Rahmen unserer Gutachten zu regionalökonomischen Effekten liefern wir Ihnen innerhalb kürzester Zeit maßgeschneiderte Analysen und Lösungen, die Sie sowohl intern als auch extern nutzen können. Regionalökonomische Gutachten dieser Art ergeben für Bundesligisten i.d.R. einen dreistelligen Millionen Betrag…“
(Quelle SLC Management)

SLC Management, das unter anderem damit wirbt, wirtschaftliches Denken mit wissenschaftlicher Methodik und modernster Marktforschung und Datenanalyse zu vereinen, besteht offensichtlich in erster Linie aus Vater und Sohn: Alfons und Maximilian Madeja. Prof. Dr. Alfons Madeja firmiert als Gründer und Managing Director, Sohn Maximilian als Marketing Director und Chief Research Officer.
Immer wenn ein Fußballunternehmen also SLC Management beauftragt, den ökonomischen Mehrwert des „Vereins“ zu bewerten, wollen die Kicker Geld von den Kommunen. Viel Geld, meist geht es um ein teures Fußballstadion, dessen Neu-, oder Umbau bezuschusst werden soll oder für das das Fußballunternehmen weniger Miete zahlen will.
Die SLC-Publikationen starten regelmäßig mit einem Grußwort des Auftraggebers, das dem Team von SLC Management bescheinigt, renommierte Experten für regionalökonomische Effekte zu sein. Das klingt schräg, soll aber wohl den Eindruck vermeiden, dass sich die Madejas die Lorbeeren selbst zuschreiben. Dann behauptet der Auftraggeber, dass die von ihm bezahlte Auftragsarbeit den finanziellen Mehrwert für die Region wissenschaftlich belegt. Das tut sie tatsächlich nicht, da aber viele Lokalpolitiker darauf reinfallen, lohnen sich die PR-Stunts für die Fußballindustrie.
Der bekannte Stadtplaner und -forscher Prof. Dr. Klaus Selle fasst die Vorgehensweise der Fußballindustrie wie folgt zusammen: „Politisch möglich wird ein solcher Umgang mit den Zahlen, wenn es starke Interessen an den Vorhaben gibt und deren Gegner zu schwach sind, um Berechnungen und Begründungen bereits im Entscheidungsvorfeld wirkungsvoll in Zweifel ziehen zu können.“
Bei den Madejas werden die regionalökonomischen Effekte der Auftraggeber immer gewaltiger:

- März 2023: Durch den Aufstieg in die 3. Liga wird sich der Gesamtwert der regionalökonomischen Effekte auf mehr als 36 Mio. Euro pro Jahr erhöhen - prophezeit die SLC im Auftrag der SC Preußen Münster 06 GmbH & Co. KGaA.
- März 2024: Rot-Weiss Essen Spielbetriebs GmbH generiert angeblich mehr als 48 Mio. Euro.
- September 2024: Die VfL Osnabrück GmbH & Co. KG aA. soll Effekte in Höhe von 59,8 Mio. Euro erbringen.
- Januar 2025: Für die SSV Ulm 1846 Fußball GmbH & Co. KGaA haben die Madejas gar 66 Mio. Euro errechnet.
- Februar 2025: 1. FC Magdeburg Spielbetriebs GmbH wird eine Gesamtsumme in Höhe von 82,2 Mio Euro zugeordnet.
- März 2025: Für eine Saison der SG Dynamo Dresden (in der 3. Liga) rechnen die Madeja die regionalökonomischen Effekte auf mindestens 86 Mio. Euro hoch.
Die Madejas sind in der Fußballindustrie beliebt, weil sie eben genau die Zahlen liefern, die die Unternehmen brauchen, um Druck auf die Lokalpolitik auszuüben. Und sie vermarkten den akademischen Titel „Prof. Dr.“ des Vaters, damit die steilen Behauptungen möglichst glaubhaft klingen. Aber: Bei der Erwähnung des Namens Madeja sollten in der Politik sofort die Alarmglocken schrillen!
Wer über den Tellerrand schaut, erkennt sofort, dass die angebliche Bedeutung des Regionalfußballs schlicht eine Fata Morgana ist!
Dafür lohnt es sich, einmal die hier genannten Klubs global mit ähnlich platzierten zu vergleichen. Dazu hat die Opta Index Limited das schon seit Jahrzehnten von Sky Sports genutzte Opta Power Ranking entwickelt. Stand Mai 2025 vergleichen wir die Fußballunternehmen, die Madejas bezahlt haben, jeweils mit den nächst platzierten itnernationalen Berufsfußballern:

Unrealistische Beschäftigungs- und Umsatzeffekte
Beschäftigungseffekte
Laut den Madejas sollen von der SG Dynamo Dresden acht Millionen Euro an Beschäftigungseffekten in die Region fließen. Die SLC verrät nicht, wie das funktionieren soll und inwieweit Leihgelder und Ablösesummen dort mit hinein gerechnet sind. Beim VfL Osnabrück sollen es 6,6 Millionen Euro sein.
Umsatzeffekte
Mit einem Schnitt von fast 29.000 Zuschauern ist der SG Dynamo Dresden in der 3. Liga eine Ausnahmeerscheinung. Für das zuletzt abgeschlossenen Finanzjahr 2023/24 wurde ein Umsatz von 25,04 Millionen Euro für Verein und Merchandising erzielt. Die Madejas ordnen davon Dresden Umsatzeffekte von 18 Millionen Euro zu. Das ist erheblich zu hoch gegriffen, weil von den behaupteten Umsätzen viel in die erweiterte Region abfließt und die Verdrängungseffekte unberücksichtigt bleiben.
Das Aufstiegsjahr 2022/23 der VfL Osnabrück GmbH & Co. KG aA. wurde bilanziell mit einer Gesamtleistung von 15,2 Millionen Euro abgeschlossen, dem steht ein Aufwand in Höhe von 15,35 Millionen Euro gegenüber (Quelle
VfL Osnabrück, 6. Februar 2024). Die Madejas ordnen durch direkte und indirekte Umsätze einen Effekt von 7,5 Millionen Euro der Region Osnabrück zu.
Summe von Beschäftigungs- und Umsatzeffekt
Für Dresden behaupten die Madejas einen regionalökonomischen Effekt aus Beschäftigung und Umsatz von in der Summe 26,2 Millionen Euro. Das ist eine Million mehr, als der Umsatz der SG Dynamo Dresden im letzten veröffentlichten Finanzjahr. Für Osnabrück entsprechen die 14,1 Millionen Euro aus Beschäftigung und Umsatz der Gesamtleistung der VfL Osnabrück GmbH & Co. KG aA. von 15,35 Millionen Euro. Die Investitionseffekte sollen da angeblich noch zugerechnet werden, was weit mehr wäre, als die Gesamtleistung der jeweiligen Fußballunternehmen.
Natürlich hält die SLC Management die Datenbasis und die Multiplikatoren unter Verschluss. Die Rohdaten werden zum großen Teil von den Auftraggebern geliefert und sind geheim. Das macht die Arbeiten nicht nur unwissenschaftlich, es erlaubt auch nicht nachzuvollziehen, wieso
die regionalökonomischen Gutachten dieser Art für Bundesligisten i.d.R. einen dreistelligen Millionen Betrag
ergeben. Gemessen an den Umsätzen der regionalen Wirtschaft ist der Regionalfußball nachgewiesen ein wirtschaftlicher Zwerg:
- Technische Werke Dresden GmbH (TWD) 275x größer
- SachsenEnergie AG 236x größer
- Cyberport SE 27x größer
- GLOBALFOUNDRIES Dresden Module One Holding GmbH 20x größer
- Elbe Flugzeugwerke GmbH 14x größer
- … und viele andere Unternehmen wie die GlaxoSmithKline Biologicals, Infineon, Globalfoundries, Volkswagen, Siemens, Bosch, Von Ardenne GmbH, Apogepha Arzneimittel GmbH, Solarwatt GmbH, die auch alle ökonomisch weit bedeutender sind, als der Bezahlfußball.
Im Vergleich zum VfL Osnabrück GmbH & Co. KG aA. ist:
- Hellmann Worldwide Logistics SE & Co. KG 228x größer
- Wessels + Müller SE (WM SE) 130x größer
- Köster Holding SE 91x größer
- Felix Schoeller Holding GmbH & Co. KG 68x größer
- Q1 Energie AG 62x größer
- KME SE 61x größer
- … und noch viele andere Unternehmen wie Volkswagen, Piepenbrock, Bohnenkamp SE, Sievert AG oder die Glasindustrie, die auch alle ökonomisch weit bedeutender sind, als der Bezahlfußball.
SLC unterschlägt die sozialen Folgekosten
„Das dominante Abtauchen in die Welt und Identität als Fan, Ultra oder Hooligan kann auch persönlichkeitshemmende Ausmaße annehmen. Überwiegend ist jedoch die Beziehung zwischen den meisten passiven Fußballkonsumenten und dem Profi-Fußball eher verallgemeinernd und abstrakt. Das liegt vor allem auch daran, dass die „Söldner“ und Trainer mit einer Verbleibdauer von knapp 2 Jahren kaum identitätsprägend wirken können.“ (siehe www.sport.de; S. Schmidt 2011).

In den Studien, die den Klubs für deren Öffentlichkeitsarbeit verkauft werden, behauptet die SLC Management, der Fußball sei
ein Integrationsplatz. Dabei ist Fußball der einzige Sport, in dem Fans rigide von Hundertschaften der Polizei in Zaum gehalten und durch Zäune getrennt werden müssen. Die Polizeikosten erwähnen die Madejas nur am Rande. Der Reputationsschaden, den Städte durch gewaltsuchende Fußballfans erleiden, bleibt selbstverständlich unerwähnt. Regionalfußball zieht zwar keine Fachkräfte an, der Reputationsschaden durch Gewalt im Fußball führt aber durchaus dazu, dass die gesuchten Fachkräfte und deren Familien einige Städte meiden. Diese Kosten zu unterschlagen, macht die Zahlenspiele der Madejas hinfällig.
Die Kosten, die aus dem Schaden durch Graffiti und die Aufkleber-Vandalismus auf Verkehrsschildern etc. entsteht, fehlt in der Auftragspropaganda natürlich auch komplett.
Gastronomie und Hotellerie
Zwischen 20 und 25 Prozent des regionalökonomischen Effektes führen die Madejas regelmäßig auf Gastronomie und Hotellerie zurück. Die Umsätze durch lokale Zuschauer, wären vermutlich auch ohne den gewerblichen Fußball in der Region geblieben und hätten lediglich eine andere Verwendung gefunden. „Gästefans“ machen meist nur rund acht bis zehn Prozent des Gesamtpublikums aus.
Schlimmer noch, die Propaganda verschweigt Verdrängungseffekte völlig. An Fußballtagen fallen andere Großveranstaltungen aus. Viele Touristen, insbesondere Besucherinnen, vermeiden die Anreise, andere klagen über Alkoholexesse, Chaos, Gewalt und Zerstörung in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da diese Kosten nicht berücksichtigt werden, kann die Politik die Propaganda der Madeja getrost ungelesen im Altpapier entsorgen.
Bekanntheits- und Image-Effekt
Der Bekanntheits- und Image-Effekt macht regelmäßig mehr als 40 Prozent der von den Madejas behaupteten regionalökonomischen Effekten aus. Damit sollten zum Beispiel die Entscheidungsträger der Universitätsstadt Magdeburg beeinflusst werden. International wird Magdeburg im Zusammenhang mit dem Erfinder der Vakuumpumpe, Otto von Guericke, erwähnt. Als Fußballstadt wird Magdeburg international eher nicht wahrgenommen. Im Februar 2025 drückte selbst die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris in einem Sportschau-Interview Verwunderung über den angeblichen Wert des Image-Gewinns durch den Unterhaltungssport aus. Die Madejas beziffern den Effekt auf sagenhafte 430 Euro pro Einwohner*in, Baby, Kind und Greis - davon pro Kopf und Jahr unglaubliche 339 Euro allein durch die 1. FC Magdeburg Spielbetriebs GmbH.

Oft wird ein Werbeeffekt ermittelt, indem die Fußball-Lobby für die Suchanfragen nach dem Fußballclub einen Wert ansetzt, den sie dann der Stadt als Marketingwert zurechnen. Das ist kompletter Unsinn. Eine Suchanfrage nach dem Tabellenstand der VfL Osnabrück hat keinen Wert für den Wirtschaftsstandort. Werbung in Suchmaschinen ist so wertvoll, weil sie sich direkt an Kaufinteressierte richten kann. Also zum Beispiel Anfragen zu Übernachtungsmöglichkeiten am Elberadweg bei Dresden oder Magdeburg haben einen hohen Wert, weil sie eine hohe Umsatzwahrscheinlichkeit haben. Das ist bei der Suche nach dem letzten Spielergebnis oder Trainerwechsel nicht der Fall.
Natürlich hält die SLC Management auch hier die zugrunde liegenden Annahmen geheim. Es geht laut Veröffentlichung um die mediale Präsenz des lokalen Fußballgewerbes und die mediale Aufmerksamkeit, die Region durch Erfolge im gewerblichen Fußball erlangen soll. Im folgenden aktuelle Beispiel »kostenloser« Werbung für die Bekanntheit der Stadt/Region, die der Bezahlfußball als Vorreiter und »image builder« leisten und damit laut den Madejas als Abbild für die Positionierung der Stadt gesehen werden:

Für Osnabrück soll sich der Bekanntheits- und Image-Effekt auf 25,3 Millionen. Euro pro Jahr summieren und damit 42.2 Prozent aller von der SLC vorgeschwärmten, regionalökonomischen Effekte der VfL Osnabrück GmbH & Co. KG aA betragen. Die Leser von Madejas pseudo-wissenschaftlichen Ergüssen müssen vom Fußball schon ziemlich verblendet sein, um die 25,3 Millionen Euro nicht als Schaden für den Standort Osnabrück zu verbuchen:

Für den von der SLC ermittelten Bekanntheitsgrad werden vor allem Fußballfans befragt, die sich unter anderem aktiv auf der Website registrieren müssen. Wie das geschieht und wie weit oder eng der Begriff gefasst ist, bleibt das Betriebsgeheimnis der Firma SLC. Dass der SG Dresden bei Fußballfans häufiger mit der Stadt Dresden assoziiert wird (72%) als die weltberühmte Semperoper (67%), die Frauenkirche (61%) oder der Dresdner Christstollen (58%), gilt erst einmal höchstens für die von SLC befragten Fußballfans. Gleichwohl versuchen die Madejas offenbar den Eindruck zu erwecken, als sei diese Aussage der befragten Fußballfans in irgendeiner Weise auf die Gesamtbevölkerung übertragbar. Die Zahlen geben weder einen Indikator für Reise- noch Standortentscheidungen. Und von den abgefragten Berühmtheiten gibt es nur den Dresdner Christstollen im Ausland im Supermarkt. In der Summe macht der Original Dresdner Christstollen sehr viel mehr Umsatz als der Dresdner Bezahlfußball.
Der
deutsche Sportpabst
Prof. Dr. Jürgen Schwark
führte in einer Stellungnahme dazu aus: „Die bloße Nennung der Stadt reicht dazu nicht aus.“ Im Gegenteil, dem MSV Duisburg haftete lange Zeit das wenig schmeichelhafte Etikett an „Graue Maus der Bundesliga" und andere Vereine gelten als „Fahrstuhlmannschaft" oder „Kloppertruppe". Die Unwägbarkeiten sind groß und die Anziehungskraft des Fußballs wird massiv überschätzt.
Investitions-Effekt
„Die SG Dynamo Dresden tätigt jährlich Investitionen …. Ein wesentlicher Bestandteil ist das neue Trainingszentrum „Walter-Fritzsch-Akademie“, das mit 20 Mio. Euro finanziert wurde“, so führt die SLC das als Beispiel an. Tatsächlich wurde das Trainingszentrum von der städtischen DGI Gesellschaft für Immobilienwirtschaft mbH gebaut und an Dynamo Dresden vermietet. Gefördert wurde das Zentrum von der Landeshauptstadt Dresden und dem Freistaat Sachsen, was eine Studie der regionalökonomischen Effekte zumindest berücksichtigen müsste, was die Madejas aber nicht tun.
Offenbar mehr als andere Städte achtet Dresden auf marktübliche Konditionen. Dynamo Dresden hat daher das Gelände vor Ende des Pachtvertrages übernommen, um Miete zu sparen. Entsprechend berichtete die Dresdner Wochenzeitung am 2. April 2025: Dynamo kauft Trainingszentrum und spart viel Geld. Wir begrüßen die Trennung von öffentlicher Hand und risikoreichem Fußballgeschäft, verurteilen aber die verdrehte Darstellung durch die SLC Management.
Bei der VfL Osnabrück GmbH & Co. KG aA. soll der Investitionseffekt mit 6,9 Millionen Euro (11%) überraschend viel größer sein. Begründet wird das damit, dass das Fußballunternehmen „nicht nur in seine eigene Infrastruktur, sondern auch in von ihm genutzte städtische Infrastruktur“ investiert. Wenn ein Unternehmen eine Bühne oder Produktionsstätte anmietet und dort investiert, dann kommt das erst einmal dem Unternehmen selbst zugute. Natürlich fließt ein Teil dieser Investitionen zu regionalen Lieferanten, das wäre aber genauso der Fall, wenn ein anderes Unternehmen die Immobilien für sich herrichtet. Wirtschaft ist dynamisch und am Ende dürfte dieser Effekt nach Berücksichtigung von Substitutionseffekten eher gering sein.
Fußball ist kein Standortvorteil
Unternehmer fokussieren ihre Ansiedlungsentscheidungen vornehmlich auf Verkehrsanbindungen, Hebesätze, Grundstückspreise und Ähnliches. Die finanziellen Vorteile werden abgeglichen mit den Kosten eines Standortwechsels und erst bei einem langfristig eingeschätzten relevanten Vorteil entsteht überhaupt eine Wechselbereitschaft.
Beschäftigte konzentrieren sich in ihren Standortentscheidungen auf langfristig sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze bzw. attraktive Ausbildungsplätze und bei vergleichbaren Standortvorteilen gelangen Aspekte der weichen Standortfaktoren in den Fokus (siehe Bertelsmann Stiftung 2015). Überwiegend sind das der Wohnungsmarkt, Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, Umweltsituation. Dennoch wird der Zusammenhang zwischen Standortwahl und Profifußball in den politischen Debatten häufig ohne jeden Beleg konstruiert. (siehe auch Prof. Dr. Jürgen Schwark). Das Reputationsrisiko „Gewalt im Fußball“ wird gleich ganz ausgeklammert.
„Garbage in, garbage out“ in IO-Modellen
Die Auftragsstudien der SLC Management basieren auf Input-Output-Modellen, weisen im Vergleich zu korrekten wissenschaftlichen Arbeiten jedoch wesentliche Mängel in Methodik und Transparenz auf.
- Die Madejas trennen unzureichend zwischen endogenen (verlagerungsneutralen) und exogenen (zusätzlichen) Effekten.
- Die Madejas führen eine Vielzahl „weicher“ Effekte (z. B. Image, Nachwuchsförderung, Identitätsstiftung) an, ohne deren ökonomischen Wert zu beziffern oder empirisch zu fundieren. Dass Spillover-Effekte in messbare wirtschaftliche Mehrwerte münden, bleibt spekulativ.
- In einigen der Auftragsarbeiten wird über Corporate Social Responsibility (CSR) Effekte und gesellschaftlicher Verantwortung des Auftraggebers geschwafelt, ohne zu prüfen, ob diese einen messbaren wirtschaftlichen Effekt haben.
- Die Madejas vernachlässigen die Opportunitätskosten komplett.
- Diesen Öffentlichkeitsarbeiten fehlt eine Netto-Kosten-Nutzen-Rechnung.
- Die Madejas isolieren das den Auftrag gebenden Fußballunternehmen, ohne zu fragen: „Was wäre, wenn das Geld woanders investiert würde?“
- Opportunitätskosten: Wären Investitionen in Infrastruktur, Bildung oder Kultur eventuell wirtschaftlich effizienter?
- Sport vs. andere Freizeitbranchen: Wie vergleichen sich die Effekte mit denen von Festivals, Messen oder Theater?
Letztendlich werden die Zahlen zusammengestellt, um politische Entscheidungsträger wie z.B. Ratsmitglieder mit regionalökonomischen Effekten in abstrakter Größe zu beeindrucken, die der gewerbliche Fußball angeblich bescheren soll. Es handelt sich schlicht um PR und nicht um wissenschaftliche Gutachten. Den Pseudo-Studien fehlen veröffentlichte Datenbasen, Quellen, Verdrängungseffekte, soziale Kosten und vieles mehr.
Der Vater von SLC-Geschäftsführer Maximilian Madeja ist promovierter Jurist. Als solcher unterrichtete Alfons Madeja bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2015 an der Fachhochschule Heilbronn. Einschlägige Verzeichnisse zeigen, dass Madejas Publikationen allerdings schon eine ganze Weile zurück liegen:
- 1994: Musterbeispiele für arbeitsgerichtlich durchsetzbare Kündigungen anhand neuester Urteile
- 1999: Verhaltensbedingte Kündigung im technischen Betrieb
- 2006: Vereinsfinanzen erfolgreich managen

Alfons Madejas ehemaliger Arbeitgeber, die Hochschule Heilbronn hat Madejas öffentlichen Eintrag mittlerweile von ihrer Website entfernt. Gleichwohl verkauft die SLC ihre vorgeblichen Studien samt Zitaten von „Prof. Dr. Alfons Madeja, Professor“, die die jeweilige Lokalpresse anscheinend ungeprüft übernimmt.
Wenn wieder über Madejas Mega-Zahlen zu regionalökonomischen Effekte berichtet wird, dann ist das ein gelungener PR-Stunt des Auftraggebers, meist also ein Unternehmen des gewerblichen Fußballs. Die kann man getrost ignorieren. Die Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit, die die SLC liefert, leiden unter methodischer Intransparenz, übermäßiger Gewichtung externer Effekte, fehlender Abgrenzung von Substitutionseffekten und der Unterschlagung großer Kostenblöcke.
Wer die PR-Stunts der Fußballindustrie liest, sollte die Situation mit anderen Städten in ähnlich strukturierten Regionen ohne höherklassigen Fußball vergleichen. Der Vergleich wäre eine Mindestanforderung an ernsthafte Studien zu regionalökonomischen Effekten. Ein Blick nach Bonn, Göttingen, Hagen, Hamm, Heidelberg, Krefeld, Lübeck oder Wuppertal zeigt, warum die Madejas das nicht tun, denn das könnte einen Hinweis darauf geben, dass die regionalökonomische Wirkung des regionalen Berufsfußballs völlig überschätzt wird.

Studierende der Sportökonomie, die Semesterarbeiten mit solch eklatanten Mängeln abliefern, würden mit Pauken und Trompeten durchfallen.
